Ueli Kestenholz über neue Herausforderungen
Tausendsassa Ueli Kestenholz ist eigentlich immer unterwegs. Wenn er nicht gerade mit seinem Gleitschirm durch die Lüfte segelt oder auf Splitboard-Tour in seiner Schweizer Heimat ist, dann fliegt er durch die Welt, um nach frischem Powder in Japan, Kanada und seit neustem auch Norwegen zu suchen. Im Gespräch mit SKI KANADA und SKI USA spricht Kestenholz über erste Male, Warmduschen und spektakuläre Abenteuer.
Worauf freust Du Dich in diesem Winter besonders?
Aufs Skitouren. Der letzte Winter war so gut, dass man vom Skilift aus viele Sachen fahren konnte, so dass ich gar nicht so häufig mit Steigfellen unterwegs war. Der nächste Winter wird vermutlich wieder „normaler“. Da freue ich mich aufs Splitboarden und vor allem auf meine Splitboard-Camps mit anderen zusammen.
Zu Beginn Deiner Karriere bist Du sehr erfolgreich Snowboard-Rennen gefahren. Reizt Dich Geschwindigkeit im Schnee immer noch?
Unbedingt! Ich glaube das ist etwas, das nicht verloren geht. Ich fahre einfach gerne schnell runter, hoch kann es aber auch mal gemütlich sein.
Was macht das Snowboarden nach all den Jahren, die du jetzt schon auf dem Buckel hast, noch immer für dich aus?
Du suchst dir, wie beim Surfen, Wellen und Konturen im Gelände raus und spielst mit ihnen. Das gefällt mir am meisten.
Du bist immer öfter für Touren in den Bergen. Was fasziniert Dich am Tourengehen?
Da geht es nicht nur um die Abfahrt, sondern um die komplette Erfahrung. Der Ausdruck „earn your turn“ trifft es ganz gut, denn man muss sich die Abfahrt erst verdienen. Man nimmt auch das ganze Drumherum – Wetter, Wind und Temperaturen – bewusster wahr. Zudem bringt es einen raus aus dem Skigebiet und weg von den Massen.
Als Snowboarder war man ja bei Touren oft gehandicapt. Aber das ist nicht mehr so – dank Splitboards. Wie funktionieren Touren mit dem Splitboard?
Im Prinzip wie mit Ski. Der einzige Unterschied ist, dass man das Board auseinander nehmen und wieder zusammenbauen muss. Das dauert halt ein paar Minuten, wobei die Systeme da auch immer besser werden. Aber so können Skifahrer und Splitboarder mit Steigfellen gemeinsam auf Touren gehen. Früher war das schwieriger, da haben Snowboarder auf Schneeschuhen immer die Spur zertrampelt. Heute können sich beide in einer Gruppe zusammen tun und das ist schon sehr cool!
Wie schnell lernt man Splitboarding?
Die Basics sind recht simpel, jeder kann gehen und einen Fuss vor den anderen setzen. Es kommt aber natürlich auf die Verhältnisse an. Bei härterem Schnee zum Beispiel, wo es Harscheisen braucht, wird es etwas anspruchsvoller. Da muss man einfach ein bisschen Erfahrung sammeln. Wer es ausprobiert, wird schnell Erfolgserlebnisse haben.
Wie gut muss man Snowboard fahren können, um Splitboarden zu gehen?
Man muss schon ein solider Snowboarder sein und sich im Pulverschnee wohl fühlen.
Du warst mit knecht reisen schon in Kanada unterwegs und auch in Japan. Jetzt wirst Du eine Gruppe zu Ski- und Snowboardtouren nach Norwegen begleiten. Was macht den Reiz von Norwegen aus?
Ich war selbst noch nie in Norwegen und im Unbekannten liegt der Reiz für mich. Mit knecht reisen ist das auch kein Problem, da wir Local Guides dabei haben. Ich begleite zwar die Gruppe und werde meine Erfahrung einbringen, aber die Guides haben die Ortskennis. Das Spezielle an Norwegen ist natürlich die Nähe zum Meer. Es gibt Runs, bei denen man direkt aufs Wasser zufährt oder es beim Touren immer im Blick hat. Das ist schon sehr cool und etwas ganz anderes als bei uns in den Alpen.
„Ski & Sail“ – das klingt nach Freiheit pur: Meer, Wind und Powder…
Ja, das sind zwei Elemente, die zusammen gehören. Schnee ist nichts anderes als gefrorenen Wasser. Insofern passt es eigentlich, wenn wir uns auf dem Wasser bewegen und immer wieder im Schnee sind. Es sind bewegte und auch bewegende Elemente. Ich bin auch Surfer. Deshalb ist es für mich eine logische Kombination, sich auf dem Wasser fortzubewegen und von dort aus gewissen Touren und Berge auszukundschaften in Angriff zu nehmen.
Auf der Reise seid ihr jeden Tag an einem anderen Berg auf einer anderen Insel. Das erlebt man wirklich nicht häufig. Ist es auch für dich noch als alter Hase noch etwas besonderes?
Auf jeden Fall. Ich kenne das vom Surfen, da habe ich auch schon Boat-Trips gemacht. An einem Tag surft man hier, über Nacht fährt man weiter und am Morgen ist man an einem neuen Spot. Das ist grossartig. Mit einem fahrenden Haus unterwegs zu sein ist echt cool.
Was ist das bessere Fortbewegungsmittel: Schiff oder Helikopter?
(lacht) Das lässt sich natürlich überhaupt nicht vergleichen. Ich habe bis jetzt ja „nur“ Heliskiing erlebt und deshalb freue ich mich umso mehr auf das Schiff. Es ist cool, was Neues zu machen. Ausserdem muss man die ganzen Höhenmeter selber bewältigen, das ist ein gutes Training.
Du sagst immer, dass du einen echten Outdoor-Tag mit Wind und Wetter einem Bluebird-Tag vorziehst. In Norwegen hat man genau diese wechselhaften Bedingungen. Ist das gut oder schlecht?
Das kommt auf die Einstellung an. Es ist auf jeden Fall eine Challenge. Man kann schönes Wetter nicht garantieren, am Meer ist es einfach wechselhaft. Gleichzeitig kann es aber auch spannend sein. Vielleicht ist es beim Aufstieg noch grau, dann kommt ein bisschen Wind, der die Wolken wegbläst und Boom! Bei der Abfahrt ist es plötzlich wunderschön. Es gibt natürlich auch extreme Tage mit starkem Wind und Schneeverwehungen. Das ist dann ein echtes Outdoor-Erlebnis. Normalerweise würde man dann vielleicht nicht rausgehen oder sich im Bergrestaurant verkriechen. Wir ziehen dann trotzdem los. Natürlich gehen wir mit dem Guide immer auf Nummer sicher und haben Verpflegung für den Tag dabei, aber es hat eben kein Bergrestaurant gleich ums Eck.
Bei den Ski & Sail Kreuzfahrten in Norwegen kannst du nach einem Skitag zur Abkühlung vom Schiff aus ins eiskalte Polarmeer springen. Bist du der erste, der springt, oder schaust du vom Aprés Ski-Deck aus zu?
Ich könnte mir vorstellen, dass ich nicht der erste bin, der springt. Ich bin schon noch eher der Warmduscher, es sei denn mir ist richtig heiss und ich hab richtig bock. Ich würde nicht sagen, dass ich es nicht mache, aber ich bin wohl nicht der erste.
Eines Deiner (weiteren) Lieblingsziele ist Japan. Wieso?
Japan ist ein Garant für Pulverschnee. Man muss schon extrem Pech haben, wenn man dort keinen frischen Schneefall erlebt. Auch die Kultur und die Leute sind toll. Ein Trip nach Japan macht immer viel Spass.
Viele Schneesportler träumen davon, einmal zum Heliskiing nach Kanada zu reisen. Du warst schon da. Wieso sollte jeder passionierte Skifahrer und Snowboarder mal Heliskiing in Kanada erleben?
Es ist einfach ein super Erlebnis, auch wenn es wiederum nicht mit Splitboarden zu vergleichen ist. Es ist mehr ein Konsumieren. Du wirst hochgeflogen und kannst mehrere Qualitäts-Runs mit perfekten Schnee erleben. Beim Splitboarden steht eher das Erarbeiten des Erlebnisses im Vordergrund.
Eine Deiner vielen sportlichen Leidenschaften ist das Speedriden. Das sieht verdammt gefährlich aus, aber ist es das wirklich?
Grundsätzlich nicht! Speedriden kann gefährlich sein, wie auch Freeriden, Autofahren und alles andere. Aber wenn man Speedriden verantwortlich betreibt, sprich auf die Wind- und Wetterverhältnisse, die eigenen Fähigkeiten und das Material achtet, hat man gegenüber dem Freeriden sogar Vorteile. Wenn sich eine Schneebrettlawine lösen würde, kann man mit grosser Wahrscheinlichkeit einfach wegfliegen. Man hat also Sicherheitsreserven. Klar, es ist ein Fluggerät und es ist extrem schnell, deshalb ist es sicher nichts für Jedermann. Aber für Leute, die sich mit Speed auskennen und das auch gewohnt sind, vorausschauend zu denken, ist der Sport sehr sicher.
Du nimmst Leute mit zum Tandem-Speedriden. Wie funktioniert das?
Als Passagier stehst du mit Skiern vorne, ich stehe mit etwas breiterer Skiführung hinten dran. Man fährt los, geht dann in die Luft und kann dem Gelände folgen und den ganzen Speed miterleben. Bei guten Skifahrern kann man auch mal ein Touch-and-Go machen oder ein längeres Stück Skifahren und bei einem steilen Stück wieder wegfliegen. Es ähnelt wirklich dem Speedriden, wie ich es auch alleine mache. Beim Speedriden steuere ich den Schirm und gebe die Bremsen nicht aus der Hand. Beim normalen Paragliden, wenn man etwas langsamer unterwegs ist und weiter weg vom Grund, kann der Passagier auch mal lenken.
Was machst Du derzeit, wenn Du nicht gerade auf dem Board stehst?
Wir haben bei mir im Garten gerade eine Skateboard-Pool gebaut – ein Kindheitstraum von mir, der nun in Erfüllung geht. Ansonsten habe ich diesen Sommer viel Tandem-Paragliding gemacht.
Was sind Deine spannendsten Projekte für die Zukunft?
Zuerst freue ich mich auf den Winter, in dem ich hoffentlich wieder viel zum Fahren komme, um meine Passion auszuleben – egal ob beim Snowboarden, Splitboarden oder Speedriden. Auch mit meinen zwei Söhnen möchte ich wieder aufs Board gehen, das macht immer extrem viel Spass. Und dann freue ich mich natürlich riesig auf den Norwegen-Trip mit knecht reisen. Das wird ein neues erstes Mal.
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