Von den Malediven zur Challenge Roth: Training im Paradies
Nicht nur der Triathlon ist extrem, für den früheren One & Only Resort-Manager Johannes Rabl war es auch die Vorbereitung darauf. Ein Jahr lang ackerte er auf einer winzigen Insel im Indischen Ozean für den Start bei der Challenge Roth. Neben Wellen und Hitze machte ihm manchmal auch die Schönheit seiner Umgebung zu schaffen.
Schon die nackten Zahlen schrecken viele Athleten ab: 3,8 Kilometer schwimmen, 180 Kilometer Rad fahren und dann noch ein Marathon über 42,195 Kilometer. Wer die „Challenge Roth“ schaffen will, muss sich quälen können. Eine optimale Vorbereitung ist eigentlich Grundvoraussetzung. Davon konnte bei Johannes Rabl keine Rede sein – doch für seine Chance, bei einem der härtesten Wettbewerbe ins Ziel zu kommen, tat er alles.
Trainingsrevier Malediven: Nur ein Bierdeckel wäre schwieriger
Für den 34-Jährigen aus Mittelfranken war Roth fast ein Heimspiel, er stammt aus Viechtach im Bayerischen Wald. Trotzdem galt er als Exot im Starterfeld. Als einziger Triathlet reiste er von den Malediven an, sein Trainingsplatz lag auf Reethi Rah im Nord-Malé-Atoll. Die Insel ist gerade mal 400 Meter breit und zwei Kilometer lang.
„Nur ein Bierdeckel wäre ein noch schwierigeres Trainingsrevier“, sagt der Cheftrainer der Deutschen Triathlon Union (DTU), Ralf Ebli. Sich auf einem winzigen Sandflecken im Indischen Ozean auf den größten Langdistanz-Triathlon der Welt vorzubereiten, klingt nach einer Schnapsidee. „Anfangs haben mich auch viele für verrückt erklärt“, erinnert sich Rabl.
Die Malediver spielen Volleyball, niemand betreibt in der aus 1.200 kleinen Inseln bestehenden Nation Ausdauersport. Doch das schreckte den früheren Resort-Manager des One & Only Reethi Rah nicht ab. Schon bei seinem Wechsel vom thailändischen Phuket auf die Malediven-Insel hatte er Roth im Kopf und einen Trainingsplan von Vize-Weltmeister Jürgen Zäck im Gepäck. Fünfmal hatte der Deutsche in Roth gewonnen, als der Wettbewerb als „Ironman Europe“ noch zur Ironman-Serie auf Hawaii zählte.
Lagunen zum Baden, nicht zum Schwimmen
Für Rabl bedeutete das Spezialtraining schuften bis zum Umfallen, ein Jahr lang, 20 Stunden die Woche, tausende Kilometer schwimmen, Rad fahren und laufen. Aus dem Paradies für Urlauber wird die Hölle für Triathleten. Nicht einmal zum Schwimmen herrschen ideale Bedingungen, dafür sind die Badewassertemperaturen von 30 Grad Celsius einfach zu warm. „Die knapp vier Kilometer dreimal pro Woche wären in einem Schwimmbad angenehmer zu absolvieren“, sagt Rabl, dem auch die Wellen zu schaffen machten.
Zu den Trainingskiebitzen rund um Reethi Rah zählten oftmals kleine Riffhaie oder Adlerrochen. „Die sind ganz neugierig“, erzählt der Bayer. „Ab und an paddeln auch Schildkröten vorbei, sogar große Mantarochen sind am Außenriff schon mit mir geschwommen.“ Die sind zwar gänzlich harmlos, bergen aber dennoch eine Gefahr: Allzu leicht kann man sich von der Schönheit der Unterwasserwelt ablenken lassen. „Ich schaue beim Training viel zu oft nach den Tieren, dadurch ist meine Kopfhaltung nicht perfekt, der Körper nicht stromlinienförmig.“ Abgesehen vom gelegentlichen Blick auf Mantas, Haie und Schildkröten leistete sich der ehrgeizige Sportler keine Nachlässigkeiten.
Schwindelgefahr auf dem Rundkurs
Auch nicht an Land, wo Rabl fast täglich lief, samstags 20 Kilometer im Renntempo, sonntags nochmal 35. Und das in einem ganzjährig schwülheißen Klima, das Gästen schon auf dem Weg zwischen Strandliege und Poolbar den Schweiß auf die Stirn treibt. Der Triathlet war nach jeder Einheit triefend nass. Seine längste Rundstrecke auf einer palmengesäumten Straße bringt es gerade mal auf drei Kilometer. „Die laufe ich dann zwölfmal – da wird dir schwindelig“, scherzt Rabl.
Gäste, die ihm auf der „Hauptstraße“ der Insel im Nord-Malé-Atoll joggend ein wenig Gesellschaft leisten wollten, brachen das Unterfangen in tropischer Hitze oft schnell ab. Die meisten versuchten es erst gar nicht und ließen sich mit dem Golfcart von A nach B chauffieren. Wer etwas mehr sportlichen Ehrgeiz mitbrachte, schwang sich immerhin in den Sattel eines Fahrrads. Ganz ohne Eile radeln die meisten Gäste auf Reethi Rah von ihren Luxusvillen am Sandstrand zum Spa im Osten, der Sunset-Bar im Nordwesten oder zum Tauchcenter im Süden der Insel.
Rabl allerdings wechselte zum Radtraining ins Fitnesscenter, denn die kurvigen Sandwege bieten den schmalen Rennradreifen keinerlei Halt. Während andere Triathleten 120 Kilometer durch abwechslungsreiche Landschaften fahren, trat Rabl jeden Samstag viereinhalb Stunden auf seinem Fitnessbike in die Pedale, vor sich immer dasselbe Bild: Strand, Palmen, Meer, Himmel. „Irgendwann wird selbst das Paradies monoton“, gibt Rabl zu.
Fitness auch im Kopf
„Das muss man erstmal durchhalten“, meint DTU-Coach Ebli. „Selbst Profis haben bei schlechtem Wetter Probleme, sich beim Radtraining im Studio zu motivieren. Er aber muss immer so trainieren – meine Hochachtung!“ Schließlich entschieden Motivation und Disziplin, neben einem vernünftigen Trainingsplan, über den Erfolg, sagt der Cheftrainer der deutschen Spitzen-Triathleten.
Über beides verfügte Rabl reichlich. Wie sonst hätte er neben dem zeitaufwändigen Training für Roth und seinem Fulltime-Job im Resort auch noch seinen MBA in Internationalem Hotelmanagement am Schweizer Glion Institute of Higher Education machen können?
Seine Trainingseinheiten fanden daher nicht nur zu allen Tages-, sondern auch Nachtzeiten statt. Weder ein 35-Kilometer-Lauf sonntagmorgens um halb fünf noch eine mitternächtliche Radeinheit waren eine Seltenheit. „Ich trainiere, wenn es der Job eben zulässt“, sagt Rabl. Eben noch begrüßte er neue Gäste, die per Wasserflugzeug oder Yacht von Malé abgeholt wurden, dann flitzte er für eine kurze Radeinheit ins Fitnessstudio. Fürs Mittagessen blieb oft keine Zeit.
Einschränkungen beim Essen
„Das harte Training ist gar nicht schlecht, dann lässt man sich nicht so vom Luxus des Resorts einlullen“, meint der Sportler. Es zwinge dazu, gesund und leicht zu essen und sich auch mit dem Alkohol zurückzuhalten, was in Ferienanlagen nicht leicht ist. Schließlich traf er als stellvertretender Resort-Chef regelmäßig Gäste zum Essen oder auf einen Drink. „Wenn ich da jemanden einlade, reicht aber ein Augenzwinkern, und der Barman serviert den Gästen Champagner und mir einen Ginger Ale. Der sieht im Glas wie Champagner aus“, verrät Rabl.
Was nicht bedeutet, dass der durchtrainierte Mann gute Kulinarik nicht zu schätzen weiß. Im japanischen Insel-Restaurant Tapasake bestellte er am liebsten Sushi, gebratene Riff-Fische und Wagyu-Beef, dazu Wein und zum Abschluss Sake. Ist von gutem Essen die Rede, glitzern seine Augen genauso wie bei Erzählungen vom Triathlon. Kein Wunder: Seine Karriere begann einst in der „Traube Tonbach“ bei Dreisternekoch Harald Wohlfarth, bevor er diese in Asien fortsetzte.
„Dass ich mal den Roth-Triathlon laufen würde, hätte ich niemals geglaubt“, gibt Rabl zu. Zu einschüchternd war der Mythos Ironman. „So ein Langdistanz-Triathlon ist schon eine enorme Herausforderung“, bestätigt DTU-Cheftrainer Ebli. Die Laufstrecke ist dreimal, die Radstrecke viereinhalbmal und der Lauf rund viermal länger als beim olympischen Triathlon. Startern werden rund vier Jahre Triathlon-Erfahrung und ein Jahr konsequente Vorbereitung empfohlen.
Kein Problem mit dem Klima
Die Voraussetzungen brachte Rabl mit. Einem ersten Triathlon in Bali 2008 folgte ein Dutzend Wettbewerben in Asien. Dabei standen ihm aber normale Trainingsreviere zur Verfügung – bis er aus Thailand auf die kleine Malediven-Insel wechselte. Trotzdem traute Ebli ihm einiges zu in Roth. „Auch der Klimawechsel dürfte kein Problem sein, sofern es nicht extrem kalt wird“, meint der DTU-Coach.
Rabl jedenfalls freute sich nach der feuchten Hitze der Malediven auf das frische Wetter in Mittelfranken. Selbst dem Wechsel vom kristallklaren Wasser in die trübe Suppe des Main-Donau-Kanals bei Hilpoltstein konnte er etwas Gutes abgewinnen. „In dem kühlen Wasser bin ich spritziger“, meinte der Bayer vor der Challenge. Sein Ziel lautete: „Ankommen!“ Der Streckenrekord liegt bei rund siebeneinhalb Stunden. Den hat Rabl natürlich nicht geknackt. Angekommen aber ist er! Und für verrückt hält den einzigen Triathleten der Malediven auch niemand mehr.
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