Whistlers extreme Seiten: Grenzerfahrung mit Extremely Canadian
Wer im Whistler-Urlaub neben Glückshormonen auch eine Portion Adrenalin in seine Blutbahn mischen möchte, ist bei Extremely Canadian an der richtigen Adresse. Die Offpiste-Experten führen ihre Gäste an die aufregendsten Stellen – und an deren eigene Grenzen. „Wenn du von unserem Programm hörst, hast du entweder Angst davor“, sagt Dan Raymond, „oder du bist genau derjenige, für den es gemacht ist.“
Whistler mit Extremely Canadian: Yoga-Tipps im Tiefschnee
Etwas zögerlich rutsche ich mit dem Board zum Rand der Klippe und bringe es ein Stück von der Kante entfernt zum Halten. Gut drei Meter ragt der Felsen aus dem Schnee empor. Rechnet man meine Körpergröße hinzu, blicke ich aus fast fünf Metern Höhe auf den Boden darunter. Langsam werden meine Handschuhe auch von innen feucht. Ein Kribbeln durchläuft meinen Magen. „Spürst du die Schmetterlinge in deinem Bauch?“, fragt Dan. „Dann gib ihnen Nahrung. Atme tief durch.“
Dass der Ratschlag wie eine Yoga-Anleitung klingt, kommt nicht von ungefähr. Dan Raymond ist lange Jahre Coach des kanadischen Halfpipe-Nationalteams gewesen. „Vor allem die Mädels wollten immer Yoga machen“, erinnert sich der Snowboarder, der es als Fahrer einst selbst in die nationale Auswahl schaffte und das Team später unter anderem während der Olympischen Spiele in Sotschi betreute. Den Job hängte er nach dem Turnier an den Nagel. „Irgendwann war Snowboarden nur noch ein kleiner Teil meines Lebens. Ich verbrachte viel mehr Zeit damit, Reisen zu organisieren oder das Team ins Fitnessstudio zu fahren.“ Inzwischen steht er längst wieder viel öfter im Schnee als auf der Yogamatte.
„Leuten richtig Angst machen“
Zum einen leitet Dan die sage und schreibe 400 Snowboardlehrer in Whistler-Blackcomb an, zum anderen hilft er Gästen von Extremely Canadian, ihre Fähigkeiten im Gelände zu verbessern. Dabei loten die Abenteuerlustigen gleich mal ihre persönlichen Grenzen aus. Auf privaten Touren oder während mehrtägiger Camps stellen sie sich Steilhängen und Waldabfahrten, engen Couloirs und offenen Bowls, Klippen und Spalten. „Ich kann Leuten in den Bergen richtig Angst machen“, sagt Dan mit einem breiten Grinsen.
In meinem Fall ist er schon mal auf einem guten Weg. Noch immer blicke ich skeptisch zu dem Punkt, an dem ich den Rand der Klippe vermute. Die Konturen zeichnen sich vor dem weißen Hintergrund nur vage ab. „Wenn du die Kante nicht genau erkennen kannst, lass etwas Schnee darüber rieseln“, rät Dan. „Halte etwa einen Meter Abstand und lass das Board dann laufen.“ Noch einmal durchschnaufen, dann bin ich bereit und drehe das Board entschlossen in Fahrtrichtung. Hat man sich einmal festgelegt, gibt es kein Zurück mehr.
Skischulen in Whistler: Mit GPS auf Nummer sicher
Der Nachschub an angsteinflößenden Stellen scheint Dan im gigantischen Whistler-Blackcomb nicht so schnell auszugehen. Immerhin kann er aus einer Fläche von mehr als 30 Quadratkilometern wählen. Das macht das 120 Kilometer nördlich von Vancouver gelegene Skigebiet zum größten in ganz Nordamerika. Nicht der einzige Superlativ: Die Peak 2 Peak-Gondel verbindet die Gipfel der beiden Berge Whistler und Blackcomb über eine Distanz von mehr als vier Kilometern, davon mehr als drei freischwebend – Weltrekord! Das pro Saison mit rund elf Metern Schnee bedachte Resort ist so riesig, dass die Kinder in den Skischulen mit GPS ausgestattet werden, damit sie nicht verloren gehen. Entfernt sich ein Sender zu weit von der Gruppe, wird Alarm ausgelöst.
Mir dagegen hilft ein einfaches akustisches Signal bei der Orientierung. Wenn ich Dan zwischen den Bäumen aus den Augen verliere, muss ich einfach nur seinem Lachen folgen. Und das schallt regelmäßig durch den Wald. Es ist das untrügliche Signal, dass er wieder eine geeignete Klippe ausgemacht hat, ein paar Pillows oder eine besonders tiefe Powder-Tasche.
Guides sind mehr als Powderhounds
„Wir überraschen unsere Gäste gerne, indem wir auch Tage nach dem letzten Schneefall noch immer unverspurte Stellen finden“, sagt Dan. Eine Spürnase für Powder allein reicht aber nicht, um für Extremely Canadian arbeiten zu können. Die Guides müssen die Berge in- und auswendig kennen und wissen, wie sich die Gegebenheiten im Laufe der Saison verändern. „Wo im Dezember noch Klippen waren, können im Februar einfache Hügel sein“, erklärt Dan. Außerdem müsse er die Kunden richtig einschätzen, um das für sie herausforderndste Terrain auszuwählen.
Entsprechend pendelt mein Adrenalinspiegel zwei Tage lang zwischen latenter Alarmbereitschaft und heller Panik und unterschreitet wohl nur nachts die Schwelle zum Normalwert. Lediglich einen Abhang, der praktisch den freien Fall bedeutet hätte, lassen wir wegen starker Vereisung aus.
Für die Cliffs – zumindest in meiner Größenordnung – gilt das nicht. Zum Glück. Das Erlebnis macht süchtig! Die Anfahrt ist kurz und kontrolliert, trotzdem scheint das Board viel zu viel Tempo aufzunehmen. Schon ist der Kontakt zum Boden weg. In der Luft beuge ich die Knie, um mich auf die Landung vorzubereiten. Ein scharfes Ausatmen, ein bisschen Rudern mit den Armen, dann drückt sich das Board in den weichen Schnee. Anschließende wird die Fahrt mal mehr, mal weniger elegant fortgesetzt.
Gelegentlich muss ich nach einer verpatzten Landung abschnallen, um zurück in die Spur zu finden. Oftmals steigen Dan und ich aber auch freiwillig aus unseren Bindungen und machen nach dem Liften ein paar zusätzliche Höhenmeter gut. Fast immer erreichen wir dadurch absolut jungfräuliche Hänge, wie zum Beispiel am Symphony Express. „Es gibt viele Leute, die ein Stück hiken“, sagt Dan. „Das Geheimnis ist aber, nicht nur über die erste Kuppe zu wandern, sondern auch über die zweite. Das machen die wenigsten.“
Whistler ist auch ein Mountainbike-Paradies
Den verschneiten Mountainbike-Trails am Berg dagegen folgen zahlreiche Skifahrer und Snowboarder. Immer wieder öffnen sich die unscheinbaren Eingänge direkt neben der Piste. Auf den engen Wegen rast man wie auf Schienen unter herabhängenden Ästen hindurch, durch die Steilkurven mit den hohen Wänden wie auf einer Achterbahn. „Nach internationalen Standards ist Whistler ein fantastisches Skigebiet und für Mountainbiking ist es überragend“, findet Dan. Im Sommer legt er Trails für die Radsportler an.
Zuletzt erreichen wir eine Art „Outdoor-Galerie“. In diesem Waldstück hat jemand Porträts auf Holztafeln an den Bäumen angebracht. Der künstlerische Aspekt ist aber nur Nebensache – das Tree Skiing hier ist großartig! „Dieser Spot steht auf keiner Karte“, erzählt Dan. Die Guides von Extremely Canadian haben diese Schätze aber auf dem Radar und außerdem ihre jeweils eigenen Spezialgebiete. „Es gibt Stellen in unserem Areal, zu denen nicht mal ich mit Gästen fahre, weil ich mich nicht gut genug auskenne“, gibt Dan zu. „Aber die Gegenden, die ich kenne – die kenne ich extrem gut.“
Das gilt selbstverständlich auch für die eine oder andere Bar. Und davon hat Whistler einige. Vieles konzentriert sich direkt im Village, wo sich Pubs, Restaurants und Hotels aneinanderreihen. So auch die Crystal Lodge & Suites nur wenige Schritte von den Liftanlagen entfernt, in der ich wohne. Nach einem Tag im Schnee sieht man die Gäste mit Bademantel und Drink in der Hand Richtung Outdoor-Pool schlendern, um den Muskeln im warmen Wasser etwas Erholung zu gönnen.
Dan und ich aber gleiten von der Piste praktisch ohne Umwege hinein in die Garibaldi Lift Co. Bar & Grill, wo wir uns eine hervorragende Sushi-Platte teilen, und ziehen später weiter ins Dubh Linn Gate. Den Irish Pub schätzen die Einheimischen wegen der guten Bierauswahl und der Live-Musik. Die Situation an den Tischen und Theken ist der komplette Gegenentwurf zu der auf den fast menschenleeren Hängen im Gelände: Beim Après-Ski muss man ein sehr gutes Auge beweisen, um eine freie Stelle zu erspähen.
Entspannung auf skandinavisch
Nach der Action am Berg und der ausgelassenen Stimmung in den Bars ist ein Abstecher ins Scandinave Spa genau das Richtige, um zur Ruhe zu kommen. Die Anlage ist in wenigen Minuten vom Whistler Village aus erreichbar. Ihre Pools und Saunen befinden sich in der dichten Vegetation am Lost Lake, in der kühlen Abendluft liegen die Aromen von Eukalyptus und brennendem Holz. Als ich mit Schweißperlen auf der Haut aus der Finnischen Sauna steige und vor einer Dusche im Freien stehe, muss ich an Dans Worte denken. Seinen Ratschlag beherzige ich zum wiederholten Mal an diesem Tag. Ich gebe den Schmetterlingen in meinem Bauch Nahrung, atme tief durch und mache einen Schritt nach vorne – unter den eiskalten Wasserschwall.
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