Die Eisbären von Churchill: Audienz bei den Königen der Arktis
Kanada ist nicht nur für Wintersportler ein grandioses Reiseziel, sondern auch für Natur- und Tierfreunde. Im Norden der Provinz Manitoba verspricht Churchill als „Welthauptstadt der Eisbären“ unvergessliche Begegnungen mit den majestätischen Vierbeinern. Andere weiße Riesen tauchen im Sommer auf.
Hierzulande warnt man Kinder vor dem Verkehr, wenn sie das Haus verlassen. Im kanadischen Churchill heißt es: „Erst mal rausschauen, ob ein Eisbär vor der Tür steht.“ Gerade im Herbst und im Winter macht die selbsternannte „Welthauptstadt der Eisbären“ in Manitoba ihrem Namen alle Ehre. Wenn Meeresströmungen und das aus dem Churchill-River einfließende Süßwasser die Hudson Bay zufrieren lassen, machen sich Hunderte der pelzigen Raubtiere auf den Weg zur Robbenjagd.
Churchill: „Welthauptstadt der Eisbären“
„Da kann sich durchaus mal ein ausgehungerter Eisbär auf der Suche nach Fressbarem zwischen den Häusern von Churchill rumtreiben“, sagt Andrew Szklaruk. Vor einigen Jahren zählten er und die anderen Conservation Officers mehr als 200 „Polar Bear District Occurence Reports“, also Begegnungen mit den weißen Riesen. Ernsthafte Zwischenfälle sind allerdings selten. So wie der, bei dem eine 30-jährige Frau genauso verletzt wurde wie ein 69-jähriger Mann, der ihr zu Hilfe eilte. Beide mussten im Krankenhaus behandelt werden. Für die Menschen verlief die Attacke letztlich glimpflich – der Bär allerdings bezahlte sie mit seinem Leben. Ranger mussten das Tier erschießen.
Eisbären in Einzelzellen
Diese letzte Konsequenz ist die absolute Ausnahme. Die Officer sind zwar mit einem Gewehr im Anschlag unterwegs, scharf geschossen wird aber nur im Notfall. Meist kommen Knallkörper und Polizeisirenen zur Abschreckung vierbeiniger Eindringlinge zum Einsatz. Lässt sich der Bär nicht zum Rückzug bewegen, wird er mit einem Betäubungsgewehr außer Gefecht gesetzt. Ein Schuss schickt die bis zu 600 Kilogramm schweren und bis zu 2,60 Meter langen Kolosse ins Reich der Träume.
Später wachen sie dann in Einzelzellen des Eisbären-Gefängnisses von Churchill auf. Sie werden von Wissenschaftlern untersucht, vermessen und markiert. Nach wenigen Tagen betäubt man sie erneut und fliegt sie mit dem Hubschrauber rund zweihundert Kilometer in Richtung Norden.
Touristenmagneten in Manitoba
Eisbären sind die Touristenmagneten schlechthin in Churchill. Mit dem Bus fahren Naturfreunde vom Ort aus in die Tundra und steigen dort in Buggys um, in schwere Allradfahrzeuge, mit denen man den Königen der Arktis gefahrlos begegnen kann. „Manchmal stellen sie sich auf die Hinterpfoten und lehnen sich an den Tundra-Buggy“, erzählt Tour-Guide Tara Ryan. Die Menschen im Inneren müssen ihnen wie Essen auf Rädern vorkommen. In zwei Tagen in der Tundra kann man häufig 20 Bären und mehr beobachten.
Polarlichter in Churchill
Für eine andere Attraktion müssen Besucher von Churchill den Blick nach oben richten. Fast das gesamte Jahr über flirren die bunten Nordlichter über den Nachthimmel, wobei der Zeitraum von Januar bis März die größte Chance auf magische Momente verspricht. Dann sind die Nächte am längsten und die Kälte schafft optimale Voraussetzungen für Aurora Borealis. Wer beim Zuschauen nicht frieren möchte, macht es sich in einem Aurora Dome gemütlich. Diese beheizten Halbkugeln aus Plexiglas befinden sich 20 Minuten von Churchill entfernt und erlauben spektakuläre Anblicke der roten, grünen oder gelben Bänder am Nachthimmel, fernab der Stadt und jeglicher Lichtverschmutzung.
Churchill im Sommer: Auge in Auge mit Belugas
Für Tierliebhaber lohnt sich eine Reise nach Churchill übrigens nicht nur in Herbst und Winter. Im Sommer trifft man in der Region auf Belugas, die wegen ihrer stimmgewaltigen Kommunikation auch „Kanarienvögel der Meere“ genannt werden. Die verspielten Wale kann man auf geführten Touren von Juli bis August in ihrem Lebensraum besuchen, entweder an Bord eines Schiffes oder mit dem Kajak. Oftmals tauchen die neugierigen Meeressäuger gleich neben den Booten auf – ein unvergessliches Erlebnis.
Die Stars von Churchill bleiben aber die Eisbären. Spezielle Fallen haben zuletzt dafür gesorgt, dass ungewollte Begegnungen mit ihnen zurückgegangen sind. Zur Wahrheit gehört aber auch: Die Population der imposanten Tiere schrumpft. Wegen der globalen Erderwärmung schmilzt ihnen das überlebenswichtige Eis förmlich unter den Tatzen weg. Die Hudson Bay friert im Herbst später zu und taut im Frühjahr früher auf. Jede Woche weniger Eis kostet die Eisbären zehn Pfund Gewicht, rechnen Experten vor. Dadurch werden die Tiere schwach und krank. Die älteren verhungern.
„Wenn wir jetzt nichts gegen die Erderwärmung tun und den Co2-Ausstoß senken, werden unsere Kinder hier keine Eisbären mehr sehen“, mahnt der Mitgründer und langjährige Präsident von „Polar Bears International“ (PBI), Robert Buchanan, immer wieder. Das wäre tragisch. Der vierbeinige König der Arktis mag in Churchill selbst nicht gern gesehen sein – über sein Reich vor den Toren der Stadt soll er aber noch lange regieren.
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