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Heliskiing CMH Hans Gmoser Cariboos

50 Jahre Heliskiing

Es muss sich ein bisschen angefühlt haben, wie die Entdeckung einer neuen Welt. Einst trieb der Pioniergeist den Österreicher Hans Gmoser nach Kanada, um dort eine der exklusivsten Form des Skiurlaubs zu perfektionieren: Heliskiing!

Button_ski_kanada_5Mit dem Helikopter ging es in die schier unendliche Bergwelt von British Columbia. Auf den Hängen Gipfeln entdeckte Gmoser beinahe unbegrenzte Möglichkeiten in Sachen Freeriden und Powdern. Und unten wartete wieder der Heli, um sie ein weiteres Mal rauf zu fliegen. 50 Jahre später hat sich am Kern des Heliskiing kaum etwas geändert, nur die Unterbringung ist deutlich komfortabler geworden.

Das laute Rattern der Rotoren des Helikopters läutet das Abenteuer Heliskiing ein. Wenn die Skier und Snowboards im Kasten verstaut sind und elf aufgeregte Skifahrer und Snowboarder im Heli hocken, hebt der fliegende Lift ab. Bald darauf sitzen sie geduckt auf einem Gipfelplateau und versuchen, im aufgewirbelten Schnee noch Konturen zu erkennen. Wenige Sekunden nur, dann kippt der Heli zur Seite weg und verschwindet im rasanten Sturzflug ins Tal. Plötzlich herrscht absolute Stille.

Wie die Flocken in einer Schneekugel tanzen aufgewirbelte Schneekristalle im Sonnenlicht. Um die kleine Gruppe mit ihrem Guide herum ist nichts als die weiße Wildnis im Westen Kanadas. In den Gebirgszügen der Monashees und Selkirks in British Columbia stört kein Ort, kein Strommast, keine Straße die makellose Bergwelt.

Heliskiing in Kanada: Seit 50 Jahren das ultimative Ski-Abenteuer

Keine einzige Spur ist auf den jungfräulichen Hängen zu sehen, bis der Guide als erster in den knietiefen Pulverschnee eintaucht. Dann folgt ein Skifahrer nach dem anderen. Fast schwerelos gleiten sie durch den aufstaubenden Pulverschnee hinunter ins Tal, wo bereits der Heli wartet. Kaum sind alle wieder in den Hubschrauber geklettert, geht es innerhalb weniger Minuten schon wieder hinauf auf einen anderen Gipfel und hinein in den nächsten Tiefschneehang.

„Abfahrten in unverspurtem Tiefschnee sind für Skiurlauber in den Alpen eine absolute Seltenheit – beim Heliskiing in Kanada sind sie Alltag“, bringt Stefan Blochum die Faszination Heliskiing auf den Punkt. Der Bayer ist Heliskiing-Guide in der Gothics Lodge von Canadian Mountain Holidays (CMH). Mit elf Lodges in British Columbia ist CMH der Weltmarktführer für die exklusivste Form der Skifahrens.

Vom österreichischen Auswanderer zum Heliski-Pionier

Viele bezeichnen Hans Gmoser, der ausgewanderten Österreicher und Gründer von CMH, als den Vater des Heliskiings, dabei hatten andere schon lange vor ihm in den 1950er Jahren mit dem fliegenden Lift in den Alpen und in Alaskas Chugach Mountains herumexperimentiert. Gmoser aber war es, der Heliskiing perfektionierte und ein Big Business daraus machte. Bis heute funktioniert Heliskiing weltweit so, wie es Gmoser vor inzwischen mehr als 50 Jahren austüftelte.

 

 

Heutzutage ist Heliskiing der Traum jedes Skifahrers, Gmosers erste Heliskiing-Versuche aber waren ein Albtraum. 1963 war Gmoser von dem Geologen Art Patterson aus Calgary angeheuert worden. Der Wissenschaftler hatte bereits Hubschrauber für seine Studien in den Bergen rund um Banff eingesetzt und war dabei auf die Idee gekommen, Heliskiing als Geschäft aufzuziehen. Als Guide verpflichtete er Gmoser, der sich mit Erstbesteigungen, Expeditionen und selbst gedrehten Bergsteigerfilmen in Kanada schon einen Namen gemacht hatte.

CMH Bugaboos: Die erste Heliskiing-Lodge

Mit einer Gruppe von Wagemutigen und provisorisch am Helikopter befestigten Skiern flogen sie in der Nähe von Banff auf einen Gipfel. Zwei Stunden dauerte es, bis alle oben waren. Der Bell 47 Helikopter war nur ein Zweisitzer mit gerade mal 178 PS. Am Gipfel angekommen, fanden die Pioniere statt des erhoffen Pulverschnees Bruchharsch vor. Mit ihren 2,20 Meter langen, dünnen Skiern brachen sie immer wieder in die an der Oberfläche vereiste Schneedecke ein und stürzten. „Nur Hans konnte das fahren“, erinnerte sich Patterson einmal. Beim zweiten Versuch in der Nähe des Städtchens Golden wenig später wurde der kleine Hubschrauber vom heftigem Wind abgetrieben. Frustriert und um einige Dollar ärmer gaben sie auf.

Erst 1965 ließ sich Gmoser von dem US-Amerikaner Brooks Dodge nochmal breitschlagen. Der ehemaliger Skirennläufer und zweimalige Olympia-Teilnehmer war ins Skireisegeschäft eingestiegen und hatte die abenteuerlustigen Mitglieder eines Skiclubs zu einer noch nie dagewesenen Skireise überredet. Gemeinsam mit Gmosers Firma CMH veranstaltete er im Frühjahr 1965 den erste Heliskiing-Urlaub in der Geschichte.

Luxus und Komfort gehören zum Heliskiing dazu

Mit den heutigen Luxus-Lodges hatte die erste Heliskiing-Unterkunft nichts zu tun. Ein verlassenes Sägemühlen-Camp in der Gebirgsregion der Bugaboos zwischen den Städten Banff und Golden diente als Basis. Durch den Bretterverschlag mit Klohäuschen pfiff der eisige Wind, die Guides und der Pilot schliefen in der Küche auf dem Boden.

Trotz der spartanischen Unterkunft war die erste Heliskiing-Woche im Frühjahr 1965 ein voller Erfolg. Endlich hatten die Pioniere Glück: Feinster Pulverschnee, eine stabile Schneedecke und Kaiserwetter – die ersten Heliskiing-Kunden waren überwältigt. Und das, obwohl sie ewig am Gipfel warten mussten, weil der Heli nach wie vor nur zwei Sitze hatte. Mehr als zwei Abfahrten pro Tag waren nicht drin, in der ganzen Woche kamen sie nur auf 15.000 Höhenmeter.

„Heute schaffen Top-Fahrer so viel fast an einem einzigen Tag“, sagt Blochum, der als stellvertretender Manager der CMH-Gothics Lodge schon Millionen Höhenmeter absolviert hat. Die Pioniere waren damals dennoch überglücklich, weil allein schon die Helikopterflüge im Hochgebirge bei strahlend blauem Himmel ein völlig neues Erlebnis waren. Und die Sicht aus dem Bell 47, dessen große runde Glaskuppel die Piloten scherzhaft „Goldfischglas“ nannten, war grandios.

Dank des fliegenden Lifts konnten normale Skifahrer erstmals in einer unberührten Wildnis abfahren – eine Erfahrung, die bis dahin nur versierten und konditionsstarken Tourengehern vergönnt war. „Dass man dieses einzigartige Ski- und Naturerlebnis ohne den anstrengenden Aufstieg haben kann, ist das Erfolgsrezept des Heliskiings“, meint Blochum.

Kaum war Heliskiing im Frühjahr 1965 geboren, boomte es auch schon. Die Plätze waren so heiß begehrt, das CMH nach drei Jahren das Sägemühlen-Camp verließ und in der Nähe die erste eigene Heliskiing-Lodge der Welt baute. Bald schon war auch die 1968 eröffnete Bugaboos-Lodge wieder zu klein. Statt sie zu vergrößern, baute Gmoser weitere Lodges in anderen Regionen.

Das Heliskiing-Modell von CMH machte Schule

Mit elf Arealen in British Columbia ist CMH bis heute Weltmarktführer, aber längst nicht mehr allein auf dem Markt. Heliskiing wird vereinzelt auch in Italien, der Schweiz und Österreich, in Skandinavien, Kamtschatka und auf Island angeboten. Auch in Kanada gibt es mittlerweile Dutzende Heliski-Anbieter. Viele wurden von Gmosers Weggefährten gegründet, die zunächst bei CMH als Guides arbeiteten. Zu diesen zählen der Österreicher Mike Wiegele, der schon 1970 Mike Wiegele Helicopter Skiing gründete, sowie die Schweizer Peter Schlunegger mit Selkirk Tangiers in Revelstoke und Rudi Gertsch mit Purcell Heliskiing in Golden.

In der riesigen Provinz ist genug Platz für alle: British Columbia ist fast dreimal so groß wie Deutschland, hat aber nur 4,6 Millionen Einwohner. Die von der Regierung gepachteten Heliskiing-Areale sind durchschnittlich rund 2000 Quadratkilometern groß. Die gesamte Arlberg-Region misst gerade mal 50 Quadratkilometer. Während dort aber täglich tausende Wintersportler unterwegs sind, verlieren sich in den riesigen Heliskiing-Arealen gerade mal ein paar Dutzend Schneesportler.

Heliskiing mit großen und kleinen Gruppen

CMH fliegt in den meisten Lodges mit großen, Bel 212 Helikoptern, die in Deutschland als Rettungshubschrauber im Einsatz sind. Die großen Helikopter transportieren elf Gäste und einen ausgebildeten Skibergführer mit langjähriger Erfahrung als Guide. In einigen Arealen fliegen CMH und andere Anbieter auch mit kleinen Gruppen von nur vier oder fünf Gästen. Kleine Gruppen sind in der Regel etwas schneller und fahren etwas mehr.

Der Ablauf beim Skifahren ist für alle gleich. Für die Gäste mag es so aussehen, als würden einfach irgendwelche Hänge angeflogen, doch Guides und Piloten überlassen nichts dem Zufall. Alle Landestellen und die Abfahrten sind bis ins Detail von den Guides getestet und kartographiert. Bei der Sicherheit gibt es keine Kompromisse und auch kein Konkurrenzdenken. Frühmorgens analysieren die Guides die Wetter- und Schneedaten, tauschen sich mit den umliegenden Anbietern aus und legen dann die für den Tag als sicher erachteten Abfahrten aus.

Vor jeder Abfahrt überprüft der Guide nochmals die Entscheidung, hat er Zweifel, wird der Hang nicht befahren. Trotz höchster Sicherheitsstandards bleibt jedoch immer ein Restrisiko. Alle Gäste werden deshalb vor dem ersten Flug intensiv für einen Ernstfall geschult und mit Lawinenverschütteten-Suchgerät (LVS), Sonde, Schaufel und Funkgerät ausgestattet. Viele Heliskiing-Unternehmen statten jeden Gast zudem mit Lawinenairbags aus, die einen Skifahrer mit Hilfe von blitzschnell aufgeblasenen Ballons in einer Lawine auf der Oberfläche halten und eine Verschüttung vermeiden.

Heliskiing: Von den „Spaghetti-Ski“ zu den „Fat Boys“

Derart perfekt ausgestattet und vorbereitet, steht dem Tiefschneespaß nichts mehr im Weg. „Das Fahren im Pulverschnee ist leichter als viele denken“, sagt CMH-Guide Blochum. Die kostenlos zur Verfügung gestellten breiten Spezialski erleichtern es enorm. Dank der sogenannten „Fat Boys“ schwimmt man im „Powder“ förmlich auf. Das macht das Heliskiing viel einfacher als früher mit den „Spaghetti-Ski“. „Ich weiß gar nicht, wieso wir damals nicht schon auf die breiteren Ski gekommen sind“, fragt sich Hans Peter Stettler heute. Der ausgewanderte Schweizer war einer der CMH-Guides der ersten Stunde.

Mit den langen Latten war vor allem das Fahren durch die Wälder, das sogenannte Treeskiing, nur etwas für absolute Experten. Nicht immer ging der Naturslalom gut, erinnerte sich Gmosers Weggefährte Leo Grillmaier einmal: „Wenn wir damals mal einen Baum erwischten, waren wir froh, wenn das Bein gebrochen war und nicht der Ski. Beine heilten, aber neue Ski konnten wir uns nicht leisten.“

Die neuen Tiefschneeski haben das Fahren im Wald und im Powder viel leichter gemacht und der zwischenzeitlich kriselnden Branche neues Leben eingehaucht. Heliskiing ist längst nicht mehr nur etwas für Super-Skifahrer. „Wer schwarze Pisten in den Alpen bewältigt und eine ordentliche Kondition hat, kann Heliskiing“, sagt CMH-Guide Blochum.

Die breiten Spezialski ermöglichen Heliskiing sogar bis ins hohe Alter. Eine der ältesten CMH-Gäste der vergangenen Jahre war eine über 90jährige Dame aus den USA. Auch Hans Gmoser wäre sicher heute noch regelmäßig beim Heliskiing, wäre er nicht 2006 bei einem tragischen Radunfall in Kanada ums Leben gekommen.

Doch sein Erbe bleibt. Wer nach einem atemberaubenden Flug mit dem Helikopter auf dem Gipfel steht, in die Bergwelt von British Columbia blickt und die ersten Turns im staubtrockenen Powder macht, wird an an Hans Gmoser denken und dankbar ihm im Stillen oder mit einem Jubelschrei für seinen Pioniergeist danken.

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