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Wie CMH-Gründer Hans Gmoser vor 60 Jahren das Heliskiing-Business erfand
Tiefer Pulverschnee, unverspurte Hänge, weit und breit keine Menschenseele und am Ende der Abfahrt wartet schon der Hubschrauber für den Flug zum nächsten Gipfel. Heliskiing ist der ultimative Traum für Skifahrer und Snowboarder. Möglich gemacht hat diesen Traum Hans Gmoser. Im Winter 1964/65 legte der ausgewanderte Österreicher mit seiner Firma Canadian Mountain Holidays (CMH) den Grundstein für das Heliskiing-Business.
Vor 60 Jahren ging der Gründer von Canadian Mountain Holidays (CMH) erstmals mit einer Gruppe eine ganze Woche lang Heliskiing in der gigantischen Bergwelt British Columbias. Bis heute ist Kanadas Westen der Heliskiing Hotspot der Welt und CMH immer noch Weltmarktführer für die exklusivste Art des Skisports. CMH-Gründer Hans Gmoser war nicht nur ein leidenschaftlicher Alpinist und Skifahrer, der gebürtige Österreicher war auch ein Visionär mit einem guten Riecher fürs Geschäft. Auch wenn er heute oft als Vater des Heliskiing bezeichnet wird, erfunden hat er es nicht, wohl aber perfektioniert. Bis heute funktioniert Heliskiing weltweit so, wie es Gmoser vor 60 Jahren austüftelte – in Kanada, den USA, den Alpen, in Island, Schweden oder Kamtschatka.
Die Anfänge des Heliskiings
Schon Jahre bevor Gmoser in BC erste Versuche mit dem fliegenden Lift unternahm, hatten Pioniere in den Alpen und in Alaskas Chugach Mountains in den 1950er Jahren mit Hubschraubern experimentiert – aber ohne großen Erfolg. Auch Gmosers Anfänge waren ein Desaster. Der Geologe Art Patterson aus Calgary, der schon Hubschrauber für seine Studien in den Bergen rund um Banff eingesetzt hatte, hatte die Idee, Heliskiing als Geschäft aufzuziehen. Auf der Suche nach einem geeigneten Guide wandte er sich an den Sporthändler Ethan Compton. Der empfahl Gmoser. Der Alpinist und Skibergführer war 1953 nach Banff gekommen. Als Bergführer begleitete er zunächst Gäste auf das „Matterhorn Kanadas“, den Mt. Assiniboine an der Provinzgrenze zwischen Alberta und British Columbia. Mit seinen Expeditionen und seinen selbst gedrehten Filmen darüber hatte sich Gmoser damals schon einen Namen gemacht.
Gmosers erste Heliskiing-Tests
1963 machten Patterson und Gmoser in der Nähe vom Banff einen ersten Heliskiing-Versuch. Mit einer Gruppe von Abenteuerlustigen und provisorisch am Helikopter befestigten Skiern flogen sie von Canmore aus auf einen Gipfel. Die ersten Versuche aber waren ernüchternd. Zwei Stunden dauerte es, bis die gesamte Gruppe am Startpunkt der Abfahrt war. Der kleine Bell 47 Helikopter war ein Zweisitzer mit gerade mal 178 PS. Am Gipfel dann die Ernüchterung. Statt Pulverschnee fanden die Pioniere übelsten Bruchharsch vor. „Nur Hans konnte das fahren“, erinnerte sich Patterson einmal.
Die erste Heliskiing-Abfahrt in Kanada war ein Debakel. Und auch der zweite Anlauf war ein Misserfolg. Ostern 1963 starten die Pioniere von Golden aus, aber der kleine Hubschrauber wurde vom heftigem Wind abgetrieben. Nach zwei Tagen voller Rückschläge gaben sie auf. Heliskiing schien zu teuer und unkalkulierbar.
1965 gab es die erste Heliskiwoche
Erst 1965 wagte Hans Gmoser zusammen mit dem US-Amerikaner Brooks Dodge einen neuen Anlauf. Dodge war ein ehemaliger Skirennläufer und zweimaliger Olympia-Teilnehmer, der nach seinem Karriereende 1956 Skireisen veranstaltete. Dodge war es, der Gmoser nach den ersten Pleiten zu einem weiteren Versuch überredete und mit einem Ski-Club die erste Heliskiing-Woche in der Geschichte buchte. Ein verlassenes Sägemühlen-Camp in den Bugaboos zwischen den Städten Banff und Golden diente als Basis.
Endlich hatte Gmoser Glück: Unmengen von Pulverschnee, eine stabile Schneedecke und ein strahlend blauer Himmel sorgten im Frühjahr 1965 für perfekte Bedingungen. Die ersten Heliskiing-Kunden waren begeistert. Und das, obwohl ihre Unterkunft ein Bretterverschlag mit Klohäuschen war und sie am Gipfel ewig warten mussten. Denn der Heli hatte nur zwei Sitze. Es dauerte ewig, bis der langsame Bel 47 alle Gäste hinauf transportiert hatte. Mehr als zwei Runs pro Tag waren nicht drin, in der ganzen Woche kamen sie nur auf 15.000 Höhenmeter.
Heliskiing mit dem Goldfischglas-Heli
Heute schaffen Top-Fahrer so viel an einem einzigen Heliskiing-Tag. Aber die Pioniere waren überglücklich. Schließlich konnten sie dort fahren, wo keine einzige Spur zu sehen und noch nie zuvor ein Skifahrer gewesen war. Mit ihren dünnen bis zu 2.20 Meter langen Latten tanzten sie durch den Tiefschnee. Heliskiing war geboren und ermöglichte normalen Skifahrern Erlebnisse in der unberührten Wildnis, die bis dahin nur erfahrenen und konditionsstarken Tourengehern vorbehalten waren. Und nicht nur das Skifahren war überwältigend, sondern auch die Helikopterflüge im Hochgebirge, zumal die Sicht aus dem Bell 47, dessen große runde Glaskuppel die Piloten scherzhaft „Goldfischglas“ nannten, grandios war.
Historisch: CMH ist die erste Heliskiing-Lodge der Welt
Die Kunde vom Heliskiing verbreitete sich in der Skiszene wie ein Lauffeuer – und auch Dank Dodges Werbung stieg die Nachfrage kontinuierlich. Bald schon hatte CMH viel mehr Buchungsanfragen als Plätze. Nach drei Jahren verließ CMH das Sägemühlen-Camp und baute in den Bugaboos die erste Heliskiing-Lodge der Welt. Auch die war zunächst recht einfach, verglichen mit dem primitiven Camp aber höchst luxuriös.
Heliski-Guide James: „Ein ganz spezieller Platz“
Bis heute gibt es die CMH Bugaboos Lodge – natürlich wurde sie erweitert und einige Male modernisiert. Ihr skihistorisches Flair aber hat sie sich erhalten. Die Bugaboos ist für Heliskier eine ganz besondere Lodge – und für Heliski-Guides erst recht. „Hier zu arbeiten ist schon etwas ganz Besonderes“, bestätigt Area Manager James Madden. „Es ist schon beeindruckend zu sehen, was die Pioniere hier geleistet haben“, betont James. Die CMH Bugaboos sei ein „ganz spezieller Platz“.
Heliski-Museum in der CMH Bugaboos
Das zeigt sich auch in dem kleinen Museum, das CMH in der Bugaboos Lodge eingerichtet hat. Das Museum zeigt unzählige Fotos, Video und Bücher sowie Ausrüstungsgegenstände aus 60 Jahren Heliskiing. Darunter sind natürlich auch historische Ski, mit denen die ersten Heliskier in den Anfangsjahren im Powder unterwegs waren.
Marktführer CMH
Auch wenn das Pulverschnee-Erlebnis beim Heliskiing heute viel komfortabler möglich ist, war es auch damals schon überwältigend. Bald schon war auch die 1968 eröffnete Bugaboos Lodge für das boomende Business schon wieder zu klein. Statt die Bugaboos zu vergrößern, baute Gmoser in anderen Regionen zusätzliche Lodges. Heute betreibt CMH elf Lodges im Südosten British Columbias. CMH ist damit immer noch Marktführer.
CMH operiert in allen Lodges mit denselben hohen Sicherheitsstandards. Jede Gruppe wird von einem top ausgebildeten Skibergführer mit langjähriger Erfahrung begleitet. Für die Gäste sieht es so aus, als würden irgendwelche Traumhänge angeflogen, doch Guides und Piloten überlassen nichts dem Zufall. Alle Landepunkte und Abfahrten sind getestet und kartographiert. „Safety first“, lautet das Motto. Schon früh morgens werten die Guides Wetter- und Schneedaten aus, um das Abenteuer Heliskiing so sicher wie nur eben möglich zu machen.
„Safety first“ beim Heliskiing
Da ein gewisses Restrisiko nie auszuschließen ist, werden auch die Gäste vor dem ersten Flug intensiv für einen Ernstfall geschult und mit Lawinenverschütteten-Suchgerät (LVS), Sonde, Schaufel und Funkgerät vertraut gemacht. Gegen Gebühr werden auch Lawinenairbags ausgeliehen, die wir von SKI KANADA dringend empfehlen. Der Avabag von Ortovox war in unseren Test der beste Lawinenairbag.
Perfekt ausgestattet und vorbereitet, steht dem Heliskiing-Spaß nichts mehr im Weg. Als erster fährt stets der Guide, dann taucht einer nach dem anderen in den oft knietiefen Pulverschnee ein. Die kostenlos zur Verfügung gestellten breiten Spezialski erleichtern das Tiefschneefahren enorm. Dank der „Fat Boys“ schwimmt man im „Powder“ förmlich auf. Das macht das Heliskiing viel einfacher als zu den Pionierzeiten mit den „Spaghetti-Ski“.
Die Erfindung der Tiefschneeski hat der zwischenzeitlich kriselnden Branche neues Leben eingehaucht. Denn Heliskiing ist deshalb längst nicht mehr nur etwas für Super-Skifahrer. „Jeder gute Skifahrer, der schwarze Pisten fährt und ein bisschen Kondition mitbringt, kann locker zum Heliskiing“, sagt CMH-Guide James.
Heliskiing Powder Intros bei CMH
In seiner Bugaboos-Lodge werden zudem sogenannte Powder-Intros angeboten. Die speziellen Wochen sind ideal für Firsttimer und alle, die es vielleicht nach einer längeren Heliskiing-Pause oder einer Verletzung langsamer angehen wollen. Ein Extra-Guide pro Gruppe gibt Tipps und noch mehr Sicherheit im Gelände. Das Tempo ist geringer und es wird zunächst ein möglichst einfaches Gelände gewählt. Die Faszination Heliskiing ist für alle gleich – ob Firsttimer oder Profi – und sie ist heute noch genauso wie zu den Pionierzeiten von Hans Gmoser vor 60 Jahren. 2006 kam Gmoser bei einem tragischen Radunfall in Kanada ums Leben. Sein Lebenswerk lebt weiter.
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