Heliskiing-Ladies in Kanada: Starke Frauen in einem harten Geschäft
Heliskiing-Guide in Kanada – das klingt nach einen Traumjob. Aber was viele nicht erahnen: Das Heliskiing-Business ist verdammt hart. Gerade für Frauen. Nur wenige schaffen den langen Weg an die Spitze.
Staubender Powder, im Sonnenlicht glitzernde Schneekristalle, unverspurte Hänge und unten wartet schon wieder der Hubschrauber für den Flug zur nächsten Tiefschneeabfahrt. Für viele Gäste ist Heliskiing ein Once-in-a-lifetime-Erlebnis, für die Guides ist es Alltag. Was für ein Traumjob!
„Ja, das ist es!“, bestätigt Lindsay Andersen. Die Kanadierin ist Lead-Guide in der Bobbie Burns-Lodge von Canadian Mountain Holidays (CMH) und eine der wenigen Frauen, die es im Heliskiing-Business bis ganz nach oben geschafft haben. So wie Lisa Korthals, die es als Lead-Guide sogar bis zur Chefin bei Coast Range Heliskiing in der Nähe von Whistler gebracht hatte, bis das Unternehmen im vergangenen Jahr verkauft wurde. Auch die bei Mike Wiegele Helicopter Skiing arbeitende Jenny Citherlet gehört zu den wenigen höchstlizensierten weiblichen Guides im kanadischen Heliskiing-Business.
Heliskiing-Guides: Sind Frauen die besseren Guides?
Lindsay, Lisa und Jenny aber sind Ausnahmen in der Männerdomäne Heliskiing. Dass relativ wenige Frauen in den Heliskiing Lodges als Guides arbeiten, hat viele Gründe. Vorurteile oder gar Diskriminierung wird es in Einzelfällen sicher geben, eine entscheidende Rolle aber spielen sie nicht. Machismo ist in den Alpen sehr viel verbreiteter als in dem politisch hyperkorrekten Nordamerika.
„Ein Hauptgrund ist sicher, dass es ein körperlich harter Job ist“, erklärt Jenny. Wer nur an die Bilder vom schwerelosen Gleiten durch knietiefen Powder denkt, übersieht, wie hart die Guides für diese Glücksmomente ihrer Kunden schuften. Allein schon das Ein- und Ausladen der Ski und Snowboards ist ein Knochenjob, der mächtig auf den Rücken geht. An einem Tag mit zehn Abfahrten wuchten die Guides einer Standard-Heliskiing-Gruppe mit zwölf Personen insgesamt 240 Ski in oder raus aus dem Korb. Bei einem durchschnittlichen Gewicht von acht Kilogramm pro Ski heben die Guides also knapp zwei Tonnen Ski pro Tag! Hinzu kommen unter Umständen noch Rucksäcke.
Und während die Gäste allenfalls mit leichtem Gepäck unterwegs sind, fährt der Leadguide mit einem rund 15 Kilogramm schweren Rucksack mit Unmengen an Notfallausrüstung durch die Gegend. Jeden Tag, jede Woche, jeden Monat. Kein Wunder, dass sich fast alle Guides mit einer Art Rotationsschwung das Leben gerade in schwerem Schnee erleichtern. Schließlich gibt es ja statt Kaiserwetter und Pulverschnee auch mal extreme Kälte oder schwierige Schneeverhältnisse. „Die Bedingungen sind für alle gleich. Da gibt es im Job keinen Mädelsbonus“, sagt Jenny.
Neben den körperlichen Anforderungen schreckt viele Frauen vor allem der Arbeitsplatz ab – so schön er sein mag. „Der ist nicht immer so leicht mit einem Familienleben vereinbar“, erklärt Jenny. Vor allem, wenn Lodges abgeschieden in der Wildnis liegen und nur per Heli oder mit langen Autofahrten erreichbar sind, wobei Kanadier unter einer langen Autofahrt erst einen Trip von mindestens fünf Stunden verstehen. Alles andere ist für sie immer noch um die Ecke.
In den Lodges wird im Winter in Wochenschichten gearbeitet und obwohl der Job auch dank guter Trinkgelder lukrativ ist, arbeiten viele im Winter so oft wie möglich. Mit Kindern ist dies schwer vereinbar.
Die Frauen, die die Kehrseite des Jobs in Kauf nehmen, sind überglücklich mit ihrer Arbeit im Heliskiing-Business. „Ich würde meinen Job für nichts in der Welt tauschen“, sagt Lindsay in einem CMH-Video. Natürlich klingt das nach einem Werbespruch, aber er kommt von Herzen. Die 41-Jährige aus Banff ist da, wo sie schon immer hin wollte. Mit 16 Jahren war ihr Berufswunsch klar: Heliskiing-Guide. Direkt nach der High School heuerte sie bei der Ski Patrol in Lake Louise an. Sieben Jahre lang arbeitete sie in dem Ski-Resort, in dem sie schnell in die Lawinenüberwachungs-Crew aufstieg. Nebenher begann sie ihre Ausbildung als Ski- und Bergführerin bei der Association of Canadian Mountain Guides (ACMG), die Jahre dauert und viele mehrtägige Überlebenstrainings in der eiskalten Wildnis verlangt. Mit 27 Jahren ging die brünette Frau mit den strahlend blauen Augen zu CMH – und nie wieder weg.
In der Bobbie Burns Lodge, südwestlich von Golden, ist sie seit langem Lead-Guide. Damit trägt sie große Verantwortung. Früh am Morgen sitzen die erfahrensten Guides zusammen über Wetterprognosen, Schneedaten und Berichten von umliegenden Heliskiing-Lodges. Für die Gäste mag es beim Heliskiing so aussehen, als würden einfach irgendwelche Gipfel angeflogen, in Wirklichkeit werden alle Abfahrten vorher im Hinblick auf Schnee-Qualität und Lawinensicherheit geplant. Draußen fährt dann der Lead-Guide mit der ersten von meist mehreren Gruppen vorweg und überprüft nochmal, ob die Runs sicher sind.
Wenn Lindsay den geringsten Zweifel hat, disponiert sie um. Am Berg hat sie, wie ein Kapitän auf einem Schiff, die Verantwortung und deshalb das letzte Wort. Ein bisschen weibliche Intuition kann Heliskiing durchaus noch sicherer machen. „Ich denke, dass ich in dieses Testosteron-geladene, abenteuerliche Umfeld mit einer gelassenen und selbstbewussten Sanftheit eine gewisse Balance bringe“, meint Lindsay und betont: „Es ist ein Geschenk, in diesem Job eine Frau zu sein.“ Zweifel an ihren Entscheidungen oder gar an ihren Fähigkeiten – nur weil sie eine Frau ist – hat sie noch nicht erlebt. Im Team sei sie immer gleichbehandelt worden.
Auch Jenny, die im Frühjahr 2016 ihre letzten Kurse für die Lead-Guide-Qualifikation schaffte, spricht nur gut von ihren Erfahrungen bei Mike Wiegele. Seit 2008 arbeitet sie für den gebürtigen Österreicher, der sich mit seinen kompromisslosen Sicherheitsstandards einen Namen gemacht hat. Skepsis ihr als Frau gegenüber habe auch sie von Gästen nie bemerkt. „Im Gegenteil, einige fühlen sich mit einem weiblichen Guide sogar besonders wohl“, erzählt Jenny. Vielleicht haben Jenny, Lindsay und die anderen Frauen in dem Geschäft den einen oder anderen Machospruch aber auch geflissentlich überhört. Sexistische Sprüche fallen hier und da schon. Die Ladies im Heliskiing-Business aber gehen cool darüber hinweg und überzeugen mit Souveränität am Berg. Frauen wie Lindsay und Jenny sind Vorbilder für viele junge Frauen. „Es werden auch immer mehr Frauen, die die komplette Guide-Ausbildung absolvieren“, berichtet Lindsay.
Dies zeigt sich auch bei Great Canadian Heliskiing. Bei dem Anbieter am Rogers Pass war in den vergangenen Jahren zum Teil die Hälfte der Guides Frauen. „Zeitweise hatten wir auch eine Pilotin“, berichtet Elora Braden von Great Canadian Heliskiing. Das war dann versammelte Frauen-Power. Für Lindsay, Lisa und Jenny ist ihr Kindheitstraum in Erfüllung gegangen, weil sie ihn leidenschaftlich und kompromisslos verfolgt haben. „Ich bin in der Schweiz aufgewachsen und habe schon mit zwölf Jahren vom Heliskiing in Kanada geträumt“, erzählt Jenny. Als sie dann tatsächlich zum ersten Mal in Kanada beim Heliskiing war, war sie schlicht überwältigt. Bis heute weiß sie noch genau, was sie dem Guide damals sagte: „Du hast den besten Job der Welt!“
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