Heliskiing mit Rosi und Christian in Kanada
Rosi Mittermaier und Christian Neureuther waren schon auf der ganzen Welt Skifahren. Die früheren deutschen Skistars kennen fast jedes Skigebiet. Kanada gehört zu ihren absoluten Lieblingszielen.
“Rosi who?“, fragt der junge Amerikaner irritiert. “Gold Rosi!“, antwortet der deutlich ältere Deutsche fassungslos. Allein sein leichtes Kopfschütteln verrät seine Gedanken: Wie kann man als Skifahrer nur Rosi Mittermaier nicht kennen? “Rosi Mittermaier and Christian Neureuther“, brüllt er gegen den Lärm des Hubschraubers an, der die beiden Skifahrer zusammen mit drei weiteren Tiefschneesüchtigen zum nächsten Gipfel des Last Frontier Heliskiing-Gebiets im Nordwesten Kanadas fliegt.
Dem Typen aus Colorado geht immer noch kein Licht auf. Einem Amerikaner seiner Generation ist allenfalls Lindsey Vonn ein Begriff. Und das vor allem, weil sie die Freundin von Golf-Superstar Tiger Woods ist und schon als Bikini-Model im Sports Illustrated-Magazin abgelichtet war. Für den Deutschen dagegen sind Rosi & Christian fast schon nationales Kulturgut. Selbst Jahrzehnte nach ihrem Karriereende gehören die zweimalige Olympiasiegerin und der frühere Slalom-Star immer noch zu den bekanntesten Skifahrern der Republik. Ganze Generationen deutscher Skifans sind mit ihnen aufgewachsen. Viele Skifahrer träumen davon, einmal mit Rosi und Christian in ihrem Skiurlaub gemeinsam Ski zu fahren.
Heliskiing fernab jeglicher Zivilisation
So wie der Deutsche, der jetzt zusammen mit dem unwissenden Ami auf einem winzigen Gipfelplateau aus dem Helikopter klettert. Zu fünft kauern sie nun neben der Kufe des Hubschraubers, während ihr Guide die Ski und die ABS-Lawinenairbags aus einem Korb auslädt. Dann steigt der Heli mit laut knatternden Rotoren auf, kippt zur Seite und verschwindet im Sturzflug Richtung Tal. Von einer Sekunde auf die andere herrscht plötzlich absolute Stille. Aufgewirbelte Schneekristalle flirren wie funkelnde Sternschnuppen im Sonnenlicht. Um die fünf Skifahrer und ihren Guide herum ist nichts als weiße Wildnis. Bis zum Horizont erstrecken sich mächtige Gipfelmassive, riesige Gletscher und tief verschneite Bergwälder. Bis in die nächste Stadt sind es hunderte Kilometer.
9.500 Quadratkilometer misst das Areal. Maximal 30 Skifahrern und Snowboardern steht eine Fläche zur Verfügung, die fast so groß ist wie die gesamten deutschen Alpen, in denen in der Hochsaison zehntausende Wintersportler pro Tag unterwegs sind. In dem riesigen Skigebiet gibt es allerdings keine einzige präparierte Abfahrt, jeder Hang ist jungfräulich, ein Traum für Tiefschneefans. Bis zu 25 Meter Schnee pro Saison verwandeln die Skeena Mountains im hohen Norden British Columbias an der Grenze zu Alaska in ein Pulverschnee-Paradies. Dies als Wintersportler erleben zu dürfen, ist ein Privileg. Eine Woche dort zusammen mit Rosi und Christian zu verbringen für den Deutschen ein Traum.
Die Skeenas sind ein Powder-Paradies
Nach der fast 1.000 Höhenmeter langen Abfahrt durch den kniehohen Powder sitzt er wieder neben dem unwissenden Amerikaner im Heli und zeigt wild gestikulierend hinunter auf den Gletscher, auf dem eine andere Gruppe gerade in weiten Schwüngen durch den staubenden Schnee fegt. Da sind Rosi und Christian, erklärt der Deutsche. “Wow“, meint der Amerikaner anerkennend, „die beiden fahren grandios Ski!“
Die kleine Dunkelhaarige in der blauen Skijacke hatte er schon in der Bell 2 Lodge gesehen. Und auch diesen fitten Typen in der roten Jacke. Besonders aufgefallen waren sie ihm aber nicht. Wenn Stars tatsächlich arrogant, zickig und publicity-geil sind, dann können das keine sein. Wer die sportliche Vergangenheit der beiden deutschen Ski-Heroen nicht kennt, muss sie tatsächlich für ganz normale Gäste halten.
“Dieses Gebiet ist einfach grandios“, schwärmt Neureuther beim Abendessen in der urigen Lodge am Highway nach Alaska. Mit Rosi sitzt der Garmisch-Partenkirchener zwischen den Gästen und erzählt Anekdoten aus den alten Zeiten im Ski-Weltcup. Jetzt, wo ihr Sohn Felix im Weltcup unterwegs ist, sei vieles anders, professioneller, aber auch unpersönlicher. Beide sind mit allen anderen in der Lodge sofort per Du und plaudern aus dem Nähkästchen.
Ganz normale Heliski-Gäste
So selbstverständlich sie mit den Gästen in der Lodge umgehen, so entspannt sind sie auch beim Skifahren. Rosi und Christian müssen niemandem beweisen, dass sie es auch mit Mitte 60 noch drauf haben. Fast automatisiert passen sie ihr Tempo an das Können der anderen Skifahrer an, lassen den Gästen an den schönsten Hängen stets den Vortritt. Wer nach Tipps fragt, bekommt sie. Ungefragt aber drängen die beiden staatlich geprüften Skilehrer niemandem ihr Wissen auf.
So entspannt Rosi und Christian Skifahren, so aufgeregt sind anfangs manche Gäste. Da überfordert sich immer schon mal einer, um uns zu imponieren, erzählt Christian. Um unnötige Stürze und Verletzungen zu vermeiden, nehmen die beiden dann geschickt das Tempo raus. Ein Foto zwischendurch schafft Verschnaufpausen für konditionell Schwächere, ohne dass die es auch nur merken.
Alleinunterhalter auf der Lodge
Das Repertoire der beiden ist unerschöpflich. Beide haben als Gäste in Sport-, Show und Quiz-Sendungen genug Live-Erfahrung gesammelt. Vor allem Christian kann von einer Sekunde auf die nächste auf Alleinunterhalter umschalten und die Wartezeit auf den nächsten Helikopter überbrücken. Beim Mittags-Picknick mit allen Gruppen im Schnee dreht Christian spontan mit der Video-Kamera eines englischen Gastes ein Video. Bei seinem witzigen Live-Kommentar springt er mühelos zwischen Hochdeutsch, Englisch und Bayerisch hin- und her.
Sieben Tage dauert der ganz besondere Heliskiing-Urlaub im hohen Norden Kanadas mit Rosi und Christian. Am Ende der Woche sind die beiden mit jedem Gast mindestens einmal mitgefahren. Bei Last Frotier Heliskiing sind zwei Helikopter im Einsatz, die drei Gruppen mit je fünf Gästen transportieren. In den kleinen Gruppen kommt man miteinander ins Gespräch und auf viele Höhenmeter. Dank der breiten Spezialski, die ihm Pulverschnee spielerisch leicht aufschwimmen, können auch durchschnittlich gute Skifahrer mithalten und locker über 30.000 Höhenmeter in einer Woche schaffen.
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