Utah: Skispaß im „Greatest Snow on Earth“
Salt Lake nennt sich stolz „America’s Ski City“. Und das zurecht! Utahs Hauptstadt lockt mit gleich zehn Skigebieten vor der Haustür. Darunter Weltklasse-Resorts wie Park City, Deer Valley und Alta.
Im Landeanflug über dem Großen Salzsee wirkt Salt Lake City fast wie eine in Hollywood am Computer geschaffene Skifilm-Kulisse. Im Vordergrund glitzert die Kuppel des Mormonentempels mit den Hochhäusern um die Wette, am Horizont funkeln die schneebedeckten Gipfel. Die mächtigen Wasatch Mountains fassen Utahs Hauptstadt wie eine Krone ein. Weniger als eine Autostunde vom Airport entfernt verstecken sich zehn Ski Resorts in dieser südwestlichen Kette der Rocky Mountains. Darunter auch die neue Königin der US-amerikanischen Skigebiete: Park City.
Park City: Das größte Skigebiet der USA
Durch den Zusammenschluss mit Canyons stieg Park City zum größten Skigebiet der USA auf. Das riesige Areal mit einer befahrbaren Fläche von 30 Quadratkilometern, 17 Gipfeln und 14 Talschüsseln wird von mehr als 348 Abfahrten, 41 Liften, zwei Halfpipes und acht Terrainparks überzogen. Ein Wintersport-Gigant, der keine Wünsche offen lässt, wenn die durchschnittlich über neun Meter Schnee pro Jahr vom Himmel rieseln.
Als alpiner Austragungsort der Olympischen Winterspiele von Salt Lake City 2002 wurde Park City weltweit bekannt, dank der Fusion mit Canyons hat sich das ehemalige Minenstädtchen mit der schönsten Main Street aller Ski Towns in Nordamerika endgültig unter den Top-Resorts etabliert. Schließlich kommt es doch auf die Größe an – zumindest im Ski-Business. Und das beherrschen die Vail Resorts aus dem Effeff.
Übernahme durch Vail Resorts
Dass Park City inzwischen Teil des Vail Resorts-Imperiums und das größte Skigebiet der USA ist, war die Pointe eines surrealen Wirtschaftskrimis. Vail hatte sich bereits The Canyons gesichert als sich eine unerwartete Chance bot. Der frühere Besitzer des Park City Resorts vergaß, die Pacht für weite Teile seines Skigebiets fristgerecht zu verlängern. Die Vail Resorts schlugen zu, zwangen den Kontrahenten in einem Rechtsstreit in die Knie und kauften ihn schließlich auf.
„Einige Einheimische waren zunächst nicht begeistert, die Ski-Urlauber aber freuten sich“, erzählt Mark Mylar, der seit Jahren in Park City lebt. Seit der Fusion seien viele Millionen in die in die Jahre gekommenen Lifte und Hütten investiert worden. Das Miners Camp-Restaurant ist brandneu, ebenso die Quicksilver-Gondel, die beide Gebiete verbindet. Die breiten Genuss-Abfahrten, die mehr als 50 Prozent des Pistennetzes ausmachen, sind schon mit schnellen Liften erschlossen.
Die „Experts only“-Warnschilder sind kein Marketing-Gag
Für alles, was richtig Spaß macht, aber braucht man – wie so oft in Nordamerika – etwas Geduld. Alte Schätze, wie der direkt von der Main Street startende Town Lift oder der Pioneer- und Jupiter-Lift im Gipfelbereich von Park City tuckern ebenso gemächlich, wie die Gipfellifte Peak 5 und Ninety Nine 90 auf der Canyons-Seite. So hat man genug Zeit, die perfekte Linie durch das unpräparierte Gelände zu finden und die glühenden Oberschenkel abzukühlen. Die offenen Tiefschneehänge und die Wälder unter den bis zu 3056 Meter hohen Gipfeln haben es nämlich in sich. Für die spektakulärsten Geländeabfahrten muss man zudem noch einige Meter aufsteigen. Die „Experts only“-Warnschilder sind kein Marketing-Gag!
„Oben ist es rassig, unten lässig“, sagt Mylar. Wer die Cruising-Pisten durch das Nobel-Viertel „The Colony“ mit seinen zig Millionen Dollar teuren Megavillen mitten im Canyons-Areal aber als mittelschwer ausgezeichnet hat, hat wohl noch nie auf Skiern gestanden. Anderswo wären die allenfalls leicht.
Deer Valley und Alta: Luxuriös und cool
Mit seinem abwechslungsreichen Mix ist Park City so etwas wie ein Mega-Einkaufscenter, das für jeden Geschmack etwas bietet. Deer Valley gleich nebenan dagegen ist mit seinen Nobel-Hotels, den luxuriösen Bergrestaurants und den wie mit einem Kamm manikürten Genusspisten eine Art Edel-Boutique. Und das legendäre Alta? „Das wäre dann wohl der Surfladen – alternativ und cool“, meint Mylar.
In Alta gleiten in die Jahre gekommene Ski-Hippies auf dünnen Telemark-Ski neben
jungen Freeridern auf breiten Tiefschnee-Latten die Hänge hinunter. Auf der Sonnenterrasse des „Baldy Brews“ beweisen sie einträchtig, dass auch im vermeintlich abstinenten Mormonenstaat gern mal ein paar Bierchen gezwitschert werden. Allzu tiefe sollte man aber nicht ins Glas schauen, sonst vergeht einem der Spaß in Alta. Offiziell sind zwar „nur“ 35 Prozent der Pisten als besonders schwer markiert, die meisten blauen aber wären anderswo tiefschwarz. „Das ist Understatement alla Alta“, meint Mylar schmunzelnd. Mylar arbeitet in Alta für die Ski Patrol, die sogar schwere Armeegeschütze einsetzt, um an den steilen Flanken am Devils Castle, dem Mt. Baldy und dem Sugarloaf Peak Lawinen abzusprengen. „Wir tun alles, um diesen einzigartigen Spielplatz für Tiefschneefans sicher zu machen“, verspricht Mylar.
Alta, das in diesem Winter sein 80. Jubiläum feiert, ist nicht nur steil, sondern auch Frau Holles Liebling. „Wir haben den besten Schnee der Welt“, schwärmt Freeride-Star Sierra Quitiquit. Mit dieser Meinung ist das in Salt Lake lebende Model offensichtlich nicht allein. Sogar auf den Autokennzeichen in Utah steht „Greatest Snow on Earth“. Der Powder ist so trocken, dass sich nicht mal ein Schneeball daraus pressen lässt. „Das liegt an unserem Hochwüsten-Klima“, erklärt Quitiquit. Das reduziere die Feuchtigkeit im Schnee. „Über dem Großen Salzsee saugen sich die Schneewolken noch einmal voll, bevor sie über Salt Lake in den Little Cottonwood Canyon ziehen und auf Alta feinsten Powder abladen“, erzählt die Freeriderin. Fast 14 Meter sind es pro Jahr, mehr als irgendwo sonst in Utah.
Snowbird, Brighton, Solitude
Alta ist mit dem Nachbar-Skigebiet Snowbird verbunden und von Salt Lake keine halbe Stunde entfernt. Genauso nah liegen Brighton und Solitude im benachbarten Big Cottonwood-Canyon. Östlich schließen sich auf der nächsten Gebirgskette Park City und Deer Valley an, die auch nur gut 30 Minuten von Salt Lake entfernt sind. „Wie nah die Ski Resorts beieinander liegen, zeigt die Interconnect Tour“, sagt Mylar. Zwei Guides führen bei dieser Tour eine Gruppe von einem Skigebiet zum nächsten. „Per Lift geht’s hinauf, durchs unberührte Backcountry hinunter zum Lift des nächsten Resorts“, erläutert Mylar. Kein Wunder, dass sie in Utah davon träumen, alle sechs Resorts im Süden von Salt Lake mit Liften zu einem Mega-Verbund zusammenzuschließen.
Besser als eine Interconnect Tour ist nur noch ein Tag mit den Park City Powder Cats. Ron Baldis und seine Guides fahren von einer Ranch aus mit Pistenraupen hinauf auf die Gipfel rund um den fast 3300 Meter hohen Windy Peak. Von dort führen je zwei Guides kleine Gruppen über bis zu 45 Grad steile Chutes und traumhafte Abfahrten durch lichte Espenwälder. Das exklusive Areal ist 175 Quadratkilometer groß. „Da finden wir auch Tage nach dem letzten Neuschnee noch jungfräuliche Hänge“, verspricht Baldis. Nach jeder Abfahrt wartet unten bereits die in Nordamerika „Snowcat“ genannte Pistenraupe für die nächste Runde. Zehn Runs pro Tag sind locker drin. Zehnmal purer Powderspaß im „Greatest Snow on Earth“.
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