Lyngen: Das Skitouren-Mekka
Finnheimfjellet, Tverrelvdaltind und Storgalten – wenn man sich zwischen diesen Bergen entscheiden muss, ist man angekommen im Paradies! Die Halbinsel Lyngen in Nord-Norwegen zählt zu den weltbesten Orten für Ski- und Splitboardtouren. Auf engstem Raum liegen Traumabfahrten in sämtlichen Schwierigkeitsgraden und allen Expositionen. Statt einem Heli bringt reine Muskelkraft Freerider aus aller Welt auf rassige Steilrinnen, herrliche Firnabfahrten und lockere Powderrides.
Es ist ein weiter Weg auf den Gipfel. 1.214 Meter ist der Svartnestinden hoch, was zunächst nach wenig klingt, doch der Startpunkt befindet sich direkt am Fjordufer auf Meereshöhe. An einem kleinen Strand legen wir die Felle an und beginnen den Aufstieg. Die Sonne versteckt sich noch hinter einer dichten Wolkendecke, doch der Wetterbericht verspricht Besserung zu späterer Stunde. Auch das muss 350 Kilometer oberhalb des Polarkreises nichts heißen. Es ist der vorletzte Tag unserer einwöchigen Skitouren-Reise nach Nord-Norwegen und bisher lagen Vorhersage und Realität meist weit auseinander. Wer die Berge hinaufläuft, sollte ständig ein wachsames Auge gen Himmel richten und Entscheidungen immer wieder überdenken und erneut zur Debatte stellen.
Heute sieht alles gut aus. Kaum Wind, ein über Nacht gefrorener Südwest-Hang und die Hoffnung, dass er in der Mittagssonne auffirnt – zumindest in der Theorie. Die Praxis erfordert die Überquerung eines teils knüppelharten Hügels, noch bevor die Sonne zum ersten Mal vorbeischaut. Für die drei Splitboarder der Gruppe sind solche Querungen stets eine echte Qual. Durch die etwas weicheren Boots und die breiteren Ski ist der Halt auf eisigen Flächen nur mäßig im Vergleich zum klassischen Tourenski mit festen Tourenstiefeln. Doch solche Hindernisse nimmt man gerne in Kauf, wenn im Anschluss eine schier atemberaubende Abfahrt durch unverspurten Schnee wartet.
Splitboarden in Nord-Norwegen: Firnhänge und Powderrides
Die Wolken ziehen endlich davon und blauer Himmel erstreckt sich bis zum Horizont – was, nebenbei bemerkt, auf der einen Seite der Atlantik und auf der anderen Seite das Bergpanorama der Lyngenalpen ist. Der Wetterbericht stimmt heute also tatsächlich. Wir lassen uns Zeit beim Aufstieg und machen lange Pausen, denn je länger die Sonne im Hang steht, desto weicher wird der Schnee. Noch sind wir weit davon entfernt und so wird es, sobald der Hang etwa 35 Grad Neigung erreicht, Zeit für Harscheisen. Die kleinen Metallbeschläge werden anmontiert und sorgen für besseren Halt auf hartem Untergrund.
Schritt für Schritt und Spitzkehre für Spitzkehre nähern wir uns dem Ziel. Der Schweiß tropft, Hardshell-Jacke und Fleecepullover sind längst im Tourenrucksack verstaut und so langsam machen sich die Anstrengungen der letzten Tage bemerkbar. Die Oberschenkel werden schwerer und die Waden brennen, doch ans Aufgeben denkt hier niemand. Der Gipfel ist nun zum Greifen nah. Ich muss einen kurzen Moment innehalten und mir klarmachen, wo wir uns gerade befinden. Auf einer Linie mit dem nördlichsten Teil Alaskas, nördlicher als Island oder die bevölkerten Regionen Grönlands – Lyngen wirkt durch seine geografische Lage wie das Ende der Welt.
Svartnestinden in den Lyngenalpen: eine mittelschwere Skitour
Nach dreieinhalb Stunden ist es endlich vollbracht, wir erklimmen die letzten Meter bis auf das winzige Gipfelplateau. Es ist nahezu windstill, was den Moment noch genussvoller macht. Von hier oben sieht die Landschaft äußerst beeindruckend aus. Soweit das Auge reicht ziert ein Wechselspiel aus Felsmassiven, Fjorden, Bergseen und Gletschern das 360 Grad-Panorama. Die Gipfelschokolade darf auch hier nicht fehlen und geht reihum. Nach dem Aufstieg ist vor der Abfahrt und so ziehen wir die Felle ab. Die Splitboarder bauen ihre Tourenski in Snowboards um. Jacke zu, Helm an und Brille auf, dann kann es losgehen.
Entlang der Bergschulter suchen wir uns eine geeignete Stelle für die Abfahrt. Eine breite Rinne zwischen zwei Felsvorsprüngen hat es uns angetan. Die Schneedecke ist solide und gefestigt, aber eben nicht mehr so hart an der Oberfläche wie noch zu Beginn der Tour. Mit weiten Turns geht es durch die Rinne Richtung Tal. Niemand muss sich sorgen um seine eigene Spur machen, es ist genug Platz, damit alle in den Genuss einer First-Track-Abfahrt kommen. Der harte Aufstieg macht sich nun mehr als bezahlt und mit Blick auf den Fjord rasen wir zurück zum Ufer.
Das letzte Stück zurück zum Startpunkt verläuft entlang der Aufstiegsspur. Nur schwer widerstehe ich dem Drang, einfach nochmal anzufellen und wieder hinaufzulaufen, um eine weitere grandiose Abfahrt wie die letzte zu erleben. Doch die Zeit ist zu weit vorangeschritten und der Tag neigt sich dem Ende zu. Auf den Gipfel des Svartnestinden scheint noch die Sonne, doch das Fjordufer liegt bereits im Schatten. Morgen ist auch noch ein Tag, für den wir die Kraft sicherlich gut gebrauchen können.
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